Blasenschwäche bei Frauen und Männern
Blasenschwäche ist in Deutschland eine der am häufigsten verbreiteten Krankheiten. Sie wird auch als heimliche Volkskrankheit bezeichnet, ist allerdings eigentlich gar keine Krankheit, sondern ein Symptom. Blasenschwäche bei Frauen ist häufiger als bei Männern. Sie kommt vermehrt im fortgeschrittenen Alter vor, kann aber auch bei Kindern auftreten.
Obwohl es verschiedene Formen und Ursachen der Harninkontinenz gibt, haben alle eins gemeinsam: Blasenschwäche ist unangenehm und belastend. Für alle Betroffenen geht mit Harninkontinenz ein Stück Lebensqualität verloren. Angst, keine Toilette zu finden und die Sorge, dass andere etwas riechen könnten sind typische Herausforderungen, mit denen man sich bei Blasenschwäche auseinandersetzen muss.
Die Ursachen für Blasenschwäche sind dabei sehr vielseitig. Die individuellen Lebensumstände, Verhaltensfehler und ungesunde Gewohnheiten können Blasenschwäche genau so begünstigen wie Krankheiten, Operationen oder psychische Belastung. Auch die Einnahme bestimmter Medikamente hat Blasenschwäche zur äußerst unbequemen Folge.
Inkontinenz ist der medizinische Ausdruck für Blasenschwäche. Leider ist dieses Thema in unserer Gesellschaft immer noch mit Scham behaftet. Es wird eher selten darüber gesprochen und oftmals als Hygieneproblem abgetan. Blasenschwäche betrifft jedes Alter, und Frau wie Mann können mehr oder weniger stark davon betroffen sein. Problematisch wird es, wenn aus falscher Scham heraus keine ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird. Denn Blasenschwäche ist teilweise sehr erfolgreich behandelbar.
Hier können Sie sich über die Formen und Ursachen der Blasenschwäche informieren. Holen Sie sich fachlichen Rat ein und erfahren Sie, was Sie bei Blasenschwäche selbst tun können.
Was ist Blasenschwäche?
Blasenschwäche wird in der medizinischen Fachsprache als Inkontinenz, genauer Harninkontinenz bezeichnet. Menschen mit schwacher Blase haben Schwierigkeiten, ihre Blase zu kontrollieren. Sie spüren starken Harndrang oft schon bei kleinen Urinmengen in der Blase, der teilweise überfallartig auftritt. Es kann zu unfreiwilligem Verlust von Urin kommen und die Toilette muss verhältnismäßig häufig aufgesucht werden. Je nach Form der Blasenschwäche ist der Drang sofort aufs Klo zu müssen tendenziell stark bis heftig und die Urinmenge kann dabei aber eher gering sein.
Um Blasenschwäche besser zu verstehen, müssen wir uns vorab mit der Funktion der Blase vertraut machen. Damit der Urin in der Blase gespeichert und das Wasserlassen erfolgreich gesteuert werden kann, laufen im menschlichen Körper viele komplexe Prozesse ab. Die Blase lässt sich mit einer dehnbaren Sammelstation vergleichen, in der sich der Urin ansammelt. Kleine Nerven in der Blasenwand registrieren, ob und wann die Blase voll ist. Sie senden Botschaften an das Zentralnervensystem im Gehirn. Dort werden die Information verarbeitet und unser Gehirn sendet ein Signal zurück, dass die Blase jetzt voll ist. In der Kindheit haben wir gelernt dieses Signal zu deuten und wissen deshalb, dass wir jetzt aufs Klos müssen. Beim urinieren entspannen sich die Beckenbodenmuskeln zu Beginn und ziehen sich dann wieder zusammen. So wird die Blasenkontrolle wieder hergestellt.
Der komplexe Ablauf des Urin speicherns und Wasserlassens kann relativ leicht außer Balance geraten. Wenn der Ablauf aus dem Gleichgewicht geraten ist, spricht man von einer Blasenfunktionsstörung. Dabei ist davon auszugehen, dass die Signale der Blase an das Zentralnervensystem entweder vermehrt oder verfrüht gesendet werden. Unter Umständen reagiert die Blase empfindlicher auf die Reize des Gehirns. Es ist auch möglich, dass das Gehirn die Nervenreize, die von der Blase kommen, anders wahrnimmt und verarbeitet. Die Störung des Zusammenspiels von Blase und Zentralnervensystem hat je nach Form der Blasenschwäche unterschiedliche Folgen wie erschwerte Blasenentleerung oder Inkontinenz.
Formen der Blasenschwäche
Für eine optimale Versorgung und Behandlung muss der Schweregrad der Blasenschwäche herausgefunden werden. So unterschiedlich wie die Ursachen sind auch die Formen von Blasenschwäche. Allgemein unterscheiden wir zwei große Formen der Harninkontinenz:
Belastungsinkontinenz
Unter Belastungsinkontinenz versteht man unwillkürlichen Urinverlust bei körperlicher Aktivität und Anstrengung. Dabei wird kein Harndrang verspürt, es passiert ohne dass der oder die Betroffene es spürt. Sie ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen.
Die Belastungsinkontinenz ist ein Schließmuskelproblem der Blase. Wenn der Blasenverschlussapparat des Beckenbodens und die Harnröhre geschwächt sind, kann der Verschlussmechanismus der Harnblase dem Druck bei körperlicher Belastung nicht stand halten. Bei Sport und anderen körperlichen Aktivitäten wird der Druck im Bauchraum erhöht. Die geschwächte Harnröhre gibt nach und es geht Urin verloren.
Auslöser für Tropfenverlust können bereits alltägliche körperliche Belastungen wie Husten, Lachen, Treppensteigen sein. Dabei können sowohl kleine als auch größere Mengen an Urin verloren gehen. In schwerster Form der Belastungsinkontinenz geht bereits im Liegen ohne körperliche Belastung und Harndrang Urin ab.
Früher wurde sie auch Stressinkontinenz bezeichnet. Mit Stressinkontinenz war dabei kein psychischer oder seelischer Stress gemeint, sondern der Stress von vermehrter körperlicher Belastung. Da diese Bezeichnung sehr missverständlich ist, sprechen Mediziner heute bevorzugt von Belastungsinkontinenz.
Dranginkontinenz
Bei der Dranginkontinenz wird ein starker, überfallartiger Harndrang verspürt, ohne dass die Blase voll ist. Er kann sehr häufig auftreten, manchmal sogar mehrere Male pro Stunde. Dabei ist der Harndrang so stark, dass es Betroffene oftmals nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen. Sie ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Männern und unabhängig vom Lebensalter.
Die Dranginkontinenz ist eine Blasenspeicherungsstörung, bei der sich die Blase bereits bei geringer Füllmenge zusammenzieht und Alarm schlägt. Der plötzliche Harndrang, der bei der Dranginkontinenz vorliegt und für Betroffene nicht zu unterdrücken ist, stellt eine unangenehme und belastende Herausforderung im Alltag dar.
Mischinkontinenz und andere Formen
Mischformen, in der von beiden Arten der Blasenschwäche Probleme vorliegen, werden Mischinkontinenz genannt. Dabei treten die Symptome der Dranginkontinenz gemeinsam mit Symptomen der Belastungsinkontinenz auf und es werden beide Phasen erlebt.
Häufiges Wasserlassen mit geringem bis ausbleibendem Harnvolumen wird auch überaktive Blase oder Reizblase bezeichnet. Die Erkrankung stellt jedoch keine Inkontinenzform dar. Bei Auftreten der Symptome mit Urinverlust spricht man von einer Dranginkontinenz. Die überaktive Blase kann sich auch in einem störend häufigen Harndrang äußern, ohne dass dabei Urin verloren geht. Eine Reizblase besteht, wenn bei Eintreten des Harndrangs unmittelbar die Toilette aufgesucht werden muss, weil sich die Blase andernfalls unkontrolliert entleert.
Neben den beschriebenen Arten gibt es noch andere Formen der Blasenschwäche:
- Überlaufinkontinenz
- Reflexinkontinenz
- Extraurethrale Inkontinenz
- Enuresis (nächtliches Einnässen)
- Lachinkontinenz
Mit dem Schweregrad der Symptome nehmen die Einschränkungen im Lebensalltag entsprechend zu. Je gravierender die Inkontinenz ausfällt, desto größer ist auch die psychische und soziale Belastung der Blasenschwäche.
Ursachen der Blasenschwäche
Blasenschwäche ist ein Symptom, das viele Ursachen haben kann. Obwohl sie nicht gefährlich ist, stellt Sie dennoch für jeden Betroffenen ein unangenehmes Problem dar. Es gibt keine einzelne Ursache für Harninkontinenz, sondern viele Faktoren, die oftmals zusammenspielen.
Allgemeine Ursachen von Blasenfunktionsstörungen:
- Übergewicht
- Rauchen
- Chronische Bronchitis
- Krankheiten der Blase wie Tumore, Entzündungen oder Blasensteine
- Harnwegsinfektionen
- Medikamentöser Einfluss (Antidepressiva, Antihistamine, etc.)
- Operative Traumata (Gebärmutterentfernung, Prostatatektomie)
- Nervenschädigungen, Unfälle, Tumore
- Neurologische Blasenstörung (bei Diabetes, Parkinson, Demenz, multiple Sklerose)
- Verhaltensfehler
- Schwere körperliche Arbeit, die den Beckenboden belastet
Gründe von Blasenschwäche speziell bei Männern:
- Entfernung der Prostata
- Verletzung des Schließmuskels nach Operationen (Prostataoperation, etc.)
- Vergrößerte Prostata oder Harnröhrenenge im Alter
Gründe von Blasenschwäche speziell bei Frauen:
- Absenkung der Gebärmutter oder eine Blasensenkung
- Schwangerschaft und Geburt
- Hormonelle Störungen (Östrogenmangel)
- Bindegewebsstörungen im Alter
- Unterleibsoperationen
Blasenschwäche bei Frauen
Bei Frauen kommt Blasenschwäche in allen Phasen des Lebens vor. Die sogenannte Belastungsinkontinenz ist die häufigste Form der Blasenschwäche bei Frauen. Im Verhältnis zu Männern sind sie weitaus häufiger betroffen. Ca. 25 % der Frauen leiden im Laufe Ihres Lebens vorübergehend an Harninkontinenz.
Schwangerschaft und Entbindung stellen für den weiblichen Körper eine besondere körperliche Beanspruchung dar. Beckenbodenmuskulatur, Bänder und die Blase werden durch die zusätzliche Gewichtsbelastung besonders beansprucht. Beim Geburtsvorgang werden Muskeln und Bänder stark gedehnt, was das Gewebe ebenfalls dauerhaft ausweiten kann. Lesen Sie dazu auch Beckenbodentraining.
Die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren lässt den Östrogenspiegel sinken, so dass Beckenbodenmuskeln und Bindegewebe geschwächt werden. Das hat bei einigen Frauen zur Folge, dass sie Ihre Blase weniger hat gut kontrollieren können. Den meisten Frauen hilft regelmäßiges Beckenbodentraining, um das Problem zu lindern.
Hilfe bei Blasenschwäche
Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die bei Blasenschwäche helfen bzw. mit deren Hilfe sich eine schwache Blase stärken und sich die Problematik teilweise komplett beheben lässt. Für eine gute Blasengesundheit spielt eine gesunde Lebensweise eine wichtige Rolle.
Mögliche Maßnahmen zur Behandlung und Linderung von Blasenschwäche:
- Gewichtsreduktion
- Beckenbodentraining
- Aktivität und regelmäßiger Sport
- Ausgewogene Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitsaufnahme (viel Wasser trinken)
- Entspannung und Erholung
- Medikamentöse Behandlung oder Operation